Fachtag: Zukunft Ganztagsbildung

„Es geht nur gemeinsam“ – Dies war Motto und Ergebnis des Fachtags des Netzwerks Ganztagsbildung am 21. Juni im Feierwerk München

Das Netzwerk, das im Herbst 2017 ein Positionspapier zu gelingender Ganztagsbildung verabschiedet hat[1] und dessen Inhalte vom Forums Bildungspolitik übernommen und als Petition[2] im Bayerischen Landtag eingereicht wurden, wollte diese Positionen mit Expertinnen und Experten aus dem Bereich Ganztagsbildung und Kooperation von Jugendhilfe und Schule diskutieren und weiterentwickeln.

Alexander Wenzlik und Jörn Bülck vom Netzwerk stellten zu Beginn das Netzwerk und die zentralen Punkte des Positionspapiers vor. Darin geht es um eine Verbesserung der Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule im Ganztag. Ganztagsbildung braucht neben einem ausgearbeiteten pädagogischen Konzept Qualitätsstandards und Beteiligung, sie benötigt ausreichende finanzielle Ressourcen, genügend Freiräume sowie Esskultur. Eine echte Kooperation der Beteiligten ist unerlässlich für das Gelingen.

Christian Lüders vom DJI stellte als Hauptkommentator heraus, dass das Papier zunächst unstrittig auf breiten Konsens stoßen dürfte. Aus Sicht der Kinder- und Jugendhilfe müssten einige „Abers“ angefügt und ein Widerspruch zu einem Punkt benannt werden: Die Forderung nach genügend Freiräumen für Kinder und Jugendliche sei richtig und wichtig, allerdings greife das Papier deutlich zu kurz, wenn darunter lediglich die Öffnung in den Sozialraum verstanden werde. Jugendliche bräuchten vielmehr Orte des Erprobens und Experimentierens im Umgang mit Identitäten. Dafür seien offene Räume jenseits von Vorgaben und Zwängen nötig. Die Jugendarbeit müsse für sich die Paradoxie klären, wie innerhalb eines institutionalisierten Angebots Offenheit garantiert werden könne. Kritisch setzte sich Lüders mit dem Begriff der Kooperation auseinander und stellte die Frage, ob dieser Begriff nicht das Problem verschleiere. Gehe es nicht vielmehr um den Wandel der beteiligten Partner und die Entstehung eines neuen Feldes – eines Hybrids –, das mit Kooperation nicht ausreichend beschrieben werden kann.

Waltraud Lucic, die Vorsitzende des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (MLLV) dankte dem Netzwerk für das Positionspapier, das zeige, dass Erziehung und Bildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellen. Sie machte deutlich, dass das breite Ganztagsangebot in München erhalten bleiben müsse, der Kooperative Ganztag dürfe nicht künftig die einzige Lösung sein.

Joshua Grasmüller vom Vorstand der StadtschülerInnenvertetung (SSV) strich heraus, dass die Betonung der gemeinsamen Verantwortung für einen gelingenden Ganztag genau den Nerv der SSV trifft, die sich seit vielen Jahren für eine stärkere Beteiligung von Schülerinnen und Schülern einsetzt.

Svetlana Berger, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats machte deutlich, dass für Eltern die vielen unterschiedlichen Modelle im Ganztag nicht mehr zu überblicken seien und Eltern viel zu wenig in die Entwicklung von Angeboten eingebunden seien. Die Forderung nach Esskultur unterstützen Eltern ausdrücklich, bisher sei im Ganztag hierzu wenig vorhanden.

Im Abschlusskommentar erinnerte Helmuth Gmeinwieser aus Sicht eines Kooperationspartners im Bereich der Ganztagsbildung daran, dass die Entwicklung von tragfähigen Konzepten nur mit entsprechenden zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen machbar ist.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Daniela Arnu vom Bayerischen Rundfunk, machten alle Teilnehmenden die Notwendigkeit und den Willen zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Ganztagsbildung deutlich. Dass dabei die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen müssen, war ebenso gemeinsame Haltung wie die Notwendigkeit, dass jedes System (Schule und Jugendhilfe) sich immer wieder an neue Herausforderungen anpassen muss.

Stefanie Lux und Albert Kapfhammer fassten für das Bündnis zum Abschluss die Ergebnisse zusammen. Für die weitere Arbeit nehmen die Mitglieder des Bündnisses viele Anregungen mit, darunter auch alle Fragen und Statements der Teilnehmenden, die währen der Podiumsdiskussion nicht mehr besprochen werden konnten.

Dr. Manuela Sauer, Grundsatzreferentin, KJR

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